Chronik

Über die ersten Jahre des Jubiläumschors kann nur wenig berichtet werden, ein Brand im Gasthaus Hessenberg, dem damaligen Vereinslokal, am 16. Mai 1968 hat sämtliche Unterlagen des Vereins, darunter auch die wichtigen Sitzungs- und Versammlungsprotokolle der frühen Zeit vernichtet. Auch das wertvolle Notenmaterial aus frühen Tagen wurde ein Raub der Flammen, sodass man auch keine Kunde über Chöre und Lieder hat, die der Chor vor der Jahrhundertwende gesungen hat. So ist der Chronist weitgehend auf Mutmaßungen angewiesen, auf eine Entwicklung wie sie parallel auch in anderen Vereinen um die gleiche Zeit ihren Weg genommen hat.

Die älteren Sangesbrüder, die noch mit den Gründungsmitgliedern des Vereins in lebendiger Beziehung gestanden hatten, haben das Zeitliche gesegnet und die Jüngeren haben keine Erinnerung mehr an die Anfangszeiten, an die Zeit ihrer Großväter. Höchstwahrscheinlich hätte ein kulturtragender Verein, der auf ein hundertdreißigjähriges Bestehen zurückblicken kann, manches aus seiner Entstehungszeit zu berichten.

Soviel wissen wir, dass sich bereits eineinhalb Jahrzehnte nach der Gründung der Bergmannskolonie Herrensohr Neusiedler aus den verschiedenen deutschen Gauen in Gruppen zusammengefunden hatten und meist unter der Leitung von Lehrern Sängerkreise gebildet hatten, die zur eigenen Geselligkeit und bei besonderen Anlässen wie Familienfeiern und Geburtstagen mit einem Ständchen auftraten.

1874 erste Sängervereinigung
In diesem Jahr gab es einen größeren Zusammenschluss von Bergmannsängern, die zu regelmäßigen Proben unter der Leitung des Lehrers Krämer in dessen Schulsaal zusammenkamen. Kurze Zeit später schlief die Sangestätigkeit ein, weil Lehrer Krämer nach Dudweiler versetzt wurde.

Die Statuten, die sie sich als Gesangverein „Freundschaft“ gegeben hatten, beziehen sich auf die damalige Trinkfreudigkeit, die sie in § 11 ihrer Satzung drastisch ahndeten: „Mitglieder, welche der Trunkenheit anheimfallen, Wortwechsel oder sogar Schlägereien veranlassen, erhalten fürs erste Mal in der nächsten Übungsstunde einen Verweis, fürs zweite Mal eine Strafe von 10 Sgr. (Silbergroschen) und fürs dritte Mal kann derselbe ausgeschlossen werden.“

1882 Gründung des Männerchores

Doch schon im Winter 1881/82 trafen sich im Gasthaus Presser in der Karlstraße vier Bergleute, die auf der Grube Camphausen angefahren waren, und beschlossen, erneut einen Männergesangverein ins Leben zu rufen, der dann am 26. Juli 1882 gegründet wurde: der Männerchor 1882 Herrensohr. Mitten in den Vereinsaufbau riss das Grubenunglück von Camphausen vom März 1885 eine große Lücke. Es forderte das Leben mehrerer Sangesbrüder. Durch intensives Bestreben konnten wieder Sänger gewonnen werden.

1895
In diesem Jahr gründete sich ein zweiter Gesangverein in Herrensohr, der sich „Concordia“ nannte.

1913 Zusammenschluss zu Männerchor Concordia
Die beiden Vereine schlossen sich zusammen und führten forthin den Namen „Männerchor Concordia“. Tagungsort des Vereins war Nonnweilers, später Schulze-Wirtschaft, das spätere Deutsche Haus. Der Verein veranstaltete nach Auskunft von Karl Dreßler Ausflüge an den Rhein, in die Pfalz, nach Straßburg und ins Elsaß. Man nahm an Wettsingen teil und kam schon damals mit zumeist guten Resultaten heim.

Noch bis in die zwanziger Jahre bildeten Bergleute den Stamm des Chors. „Wenn einer aus der Schule gekommen ist, ging er – das war selbstverständlich – in den Gesangverein“. berichtet der ehemalige Bergmann Peter Bour, der 1909 als Vierzehnjähriger dem Männerchor „Concordia“ beitrat. Er entsinnt sich noch einiger Chöre und Lieder, die seinerzeit unter dem Dirigenten Lehrer Jakob Edinger gesungen wurden. Es waren zumeist Lieder der Geselligkeit, auch Lieder aus dem Bergmannsleben gehörten dazu.

1919 Wiederaufnahme des Gesangsarbeit
Der erste Weltkrieg ließ die Vereinsarbeit ruhen. 28 Sänger waren gefallen. Doch schon 1919 wurde die Gesangsarbeit wieder aufgenommen.

1922 Jubiläum 40 Jahre
Als der Chor im Jahre 1922 sein vierzigjähriges Bestehen feierte, war die Mitgliederzahl wieder angestiegen. Zu dem Jubiläum waren viele Vereine von nah und fern
eingeladen worden. Alle waren gekommen. Ein großer Umzug mit Fahnen und Musikkapellen bewegte sich durch Herrensohr, als ein ungewöhnlich starkes Unwetter die Teilnehmer in die Flucht schlug.

Es sollte ja eins der ersten Waldfeste in Dudweiler werden und zwar unter den Buchen der oberen Welkertswiesen, im sogenannten Rätchen. Der festlich geschmückte Platz war aber derartig von dem Unwetter zugerichtet worden, dass eine Gemeinschaftsveranstaltung nicht mehr stattfinden konnte. Erst nach Stunden fanden einige Unentwegte doch noch zum Platz und konnten den dort gelagerten Getränkevorrat verkleinern.

1935 – 1945 Zusammenschluss von 3 aktiven Vereinigungen
In der Zeit der Rückkehr in das Deutsche Reich bestanden in Herrensohr die Gesangvereine: „Liederkranz“, „Männerchor Concordia“ und das Gesangsquartett „Arion“, die sich vor dem 2. Weltkrieg zusammenschlossen unter dem Namen „Männerchor 1882 Herrensohr.“ Während des 2. Weltkrieges wurde Herrensohr evakuiert und das Gesangsleben kam erneut zum Erliegen. Der Verein erlebte einen echten Tiefstand.

1947 zweite Wiederaufnahme der Gesangsarbeit
Doch trotz aller Not und Entbehrungen fanden sich im März 1947 engagierte Sänger zusammen, den Verein wieder aufzubauen. 28 Sänger, die vorher den drei Gesangvereinen angehörten, trafen sich Pfingstmontag 1947 zur ersten Chorprobe. Sie beschlossen einstimmig, den Namen „Männerchor 1882 Herrensohr“ beizubehalten. In den ersten Jahren nach dem Kriege gehörte ihr Chor – aufgrund einer Anordnung der französische Militärregierung, sämtliche Kulturvereine zu einem Omniverein zusammenzufassen – zur Sparte „Gesang“ in der damaligen „Kulturgemeinde Dudweiler“.

Nun begann eine noch nie gekannte Aufbau- und Leistungsarbeit des Vereins; überall, ob bei Preis-, Wertungs- oder Freundschaftssingen, der Männerchor 1882 Herrensohr, mit seinen mehr als 60 aktiven Sängern, bestand unter den besten Chören.

1952 Beginn einer langen Freundschaft
Im Jahre 1952, entstand auch die Sängerfreundschaft mit dem Liederkranz Langendiebach, die bis zum heutigen Tage besteht. Diese Freundschaft bis ins „Reich“ war in dieser Zeit eher etwas Ungewöhnliches.

1962 Jubiläum 80 Jahre
An den Pfingsttagen 1962 feierte der Verein sein achtzigjähriges Stiftungsfest, an dem eine große Zahl von Gesangvereinen aus dem Saarland und aus dem südwestdeutschen Raum nach Herrensohr gekommen waren, um sich an dem Freundschaftssingen zu beteiligen. Der Chor bot in den sechziger Jahren bereits hervorragende Leistungen. So schrieb der Kulturredakteur der Dudweiler Regionalzeitung „Dudweiler im Spiegel“ über einen Konzertabend mit europäischen Volksliedern, den der Männerchor Herrensohr zum Tag des Deutschen Volksliedes veranstaltet hatte: „Der weite, gut ausgewählte Bereich, den das Programm umfasste, kennzeichnet den guten Geist und das hochgesteckte Ziel dieser disziplinierten Sängerschar, die über unseren Ortsbann hinaus einen guten Ruf hat…“

So konnte denn auch der Vorsitzende des Chors – Robert Proff – viele Sängerkameraden der Brudervereine aus Dudweiler, Sänger aus Saarbrücken, Jägersfreude, Holz und Fischbach begrüßen. Eine besondere Note erhielt der Abend durch die Anwesenheit von Professor Dr. Joseph Müller-Blattau, bekannter Musikforscher auf dem Gebiet des Volksliedes, der als Präsident des Saarsängerbundes (Heute „Saarländischer Chorverband“ erschienen war, sowie Professor Wilhelm Heinrich Recktenwald, den Kulturbeauftragten des Landkreises Saarbrücken, die beide das Wort ergriffen und die Bedeutung dieser Veranstaltung hervorhoben und den Chor am Ende für die außerordentliche Leistung beglückwünschten.

Der sehr stimmstarke Chor zeigte auch eine außergewöhnlich gute Schulung. Ohne Notenblatt hing jedes Sängerauge unentwegt an der leichtführenden Hand des Dirigenten Willi Kochems. Der Chor bot in seiner einheitlichen Kleidung auf der Bühne ein bestechend schönes Bild. In den Jahren dieses Aufschwungs muss auch des damaligen ersten Vorsitzen Paul Dreßler gedacht werden, der in seinem unermüdlichen Einsatz seinen Sängerkameraden stets ein guter Kamerad und ein Vorbild war. Durch seine Anstrengungen hatte er wesentlich Anteil am Erfolg des Vereins.

1967 Erlangung der Rechtsfähigkeit
Am 23. November 1967 gab sich der Verein eine neue Satzung, die zum Zwecke der Rechtsfähigkeit in das Vereinsregister beim Amtsgericht Saarbrücken eingetragen wurde.

Über den chorischen Einsatz und dem Leistungsstreben des Vereins hinaus wurde auch der Geselligkeit der notwendige Tribut gezollt. In regelmäßigen Abständen rief der Vorstand die Mitglieder und ihre Frauen zu geselligen Familienabenden zusammen.

Zur Gestaltung dieser Abende hatte sich im Januar 1967 ein Frauenquartett gebildet, das lange Jahre ein Bestandteil des Männerchores war.

1968 Archiv wurde Raub der Flammen
Infolge des eingangs erwähnten Schadensfeuers in dem Vereinslokal „Hessenberg“ entstand dem Verein ein unersetzlicher Verlust. Sämtliche Unterlagen, einschließlich der Chronik, Noten, Urkunden und Ehrenpreise wurden ein Opfer der Flammen.

1982 Jubiläum 100 Jahre und Empfang der Zelter Plakette
Mit der Hundertjahrfeier des Chores wurde eine Reihe von Festlichkeiten durchgeführt, die ihren Höhepunkt mit der Verleihung der Zelterplakette durch den Deutschen Sängerbund (heute: „Deutscher Chorverband“) fanden.

1972-2008 rege Sänger- und Konzerttätigkeit
Auf schöne und bedeutende Erfolge kann der Männerchor Herrensohr hinweisen. Zwölfmal wirkte der Chor im Jahre 1972/73 bei der Aufführung „Die Meistersinger von Nürnberg“ beim Staatstheater Saarbrücken, in Luxemburg und Worms mit. Große Resonanz – nicht nur in Herrensohr – fand das Willi-Kochems-Gedächtniskonzert im gleichen Jahr.

Das Gruppenwertungssingen des Saarsängerbundes im April 1974 erbrachte eine vorzügliche Benotung. Sechsundvierzigmal lieferte der Chor im gleichen Jahr in der Öffentlichkeit den Beweis seiner besonderen kulturellen Leistung. Mit den 46 Gesangsproben dazu, kann man in der Tat von einem Rekord sprechen

Noch heute sind die Sänger des Männerchors Herrensohr begeistert von ihrer Teilnahme am siebzehnten Chorfest des Deutschen Sängerbundes 1976 in Berlin. Unvergesslich ist ihnen das City-Singen auf dem Kurfürstendamm vor 25.000 begeisterten Berlinern geblieben. Anschließend veranstaltete der Sender Freies Berlin eine Fernsehübertragung und am Tag darauf sang der Chor in der Berliner Kongresshalle vor 1.500 Zuhörern wofür es viel Applaus und ein Anerkennungsschreiben des Deutschen Sängerbundes gab. Am 7.April 1979 sang der Chor auf Einladung des DSB zusammen mit der Rhythmusgruppe des Tanzorchesters des SR Saarbrücken bei der Tagung für chorische Gebrauchsmusik in der TH in Darmstadt und erhielt eine ausgezeichnete Kritik.

Ganz selbstverständlich stellte sich der Chor immer wieder in den Dienst der Öffentlichkeit. Die Sänger veranstalteten Konzerte für die in Dudweiler ansässige „Sonderschule für geistig behinderte Kinder“, sie sangen in Krankenhäusern der Stadt , in Altersheimen beim Verband der Kriegsblinden, sie beteiligten sich an öffentlichen Konzerten im Museum am „St. Johanner Markt“ und sangen auf den Sommerfesten im Deutsch-Französischen Garten. Immer wieder mit starkem Applaus der zahlreichen Zuhörerschaft bedacht. Und immer wieder war der Herrensohrer Männerchor dabei, ob bei der Tausendjahrfeier in Dudweiler, bei der 125-Jahrfeier von Herrensohr, beim Pfarrfest der katholischen Kirchengemeinde Herrensohr, beim Gemeindefest der evangelischen Kirchengemeinde und selbstverständlich bei den alljährlichen Kirmessingen.

In den darauffolgenden Jahren wurde unentwegt das gewohnte Engagement des Chores fortgesetzt.

Es begann 1983 mit der Teilnahme am 18. Bundeschorfest in Hamburg, wobei das Singen im Amerikahaus bzw. das Alstersingen mit 8000 Sängern ein besonderes Erlebnis war.

Im Herbst 1983 wurde das 2. Wunschlieder-Konzert in der Sporthalle des TUS-Herrensohr durchgeführt. Dieses Konzert fand einen so großen Anklang bei dem damals amtierenden Bezirksbürgermeister Hermann Schon, sodass spontan eine Wiederholung dieses Wunschliederkonzertes im Frühjahr 1984 im Bürgerhaus Dudweiler erbeten wurde.

Die Teilnahme an den internationalen Wertungssingen 1991 in Budapest und 1995 in Verona brachten dem Männerchor jeweils ein Bronzemedaille ein. Höhepunkte dieser Reise nach Ungarn waren die Aufführung der Deutschen Messe von Rübben in der sehr schönen Kirche „Budai Reformatus Templern “ in Buda und ein niveauvolles, weltliches Konzert mit einem italienischen und jugoslawischen Chor in der Musikschule Vac, ein Ausflug in die Puszta und unvergessen Budapest bei Nacht.

Die Sängerfahrt 1987 nach Bad Windsheim war ebenso ein Erfolg wie das anspruchsvolle und hervorragend vorgetragene Chor-Konzert im Kath. Vereinshaus Dudweiler, in dem der Männerchor seine Möglichkeiten in eindrucksvoller Art, anlässlich seines 105. Jubiläumstages, darstellte. Im Jahre 1992 wurde zum ersten Mal eine Verbindung zu unseren Nachbarn in Lothringen, zum „Chorale Les amis“ aus Oeting, geknüpft. Somit verbindet uns neben der 60-jährigen Freundschaft mit Langendiebach eine 20-jährige Freundschaft mit Oeting.

Anfang der 90er Jahre wurde die Öffentlichkeitsarbeit, wie gewohnt, weiter verstärkt, durch Mitwirkung beim Dorffest Herrensohr, Dudofest, Weihnachtsmarkt usw. Es wurden auch die fördernden Mitglieder durch Familienabende, Weihnachtsfeiern, Nikolausfahrten und Sängerfahrten in die Toskana, nach Prag, Dresden und Berlin mit einbezogen.

2009 Gründung der Chorgemeinschaft Fischbach-Herrensohr
Obwohl immer noch mehr als 20 Sänger stark war es kaum noch möglich die gewohnte Qualität zu halten. Ein Grund dafür ist das immer höhere Alter der Sänger, was manchmal zu zeitweiligen Ausfällen führt und die ungleiche Besetzung innerhalb der einzelnen Stimmlagen, was zu einer Schieflage des Chorklanges führte. Mit dem Männergesangverein Flora Fischbach konnte ein Partner gefunden werden, was zu einer größeren Anzahl an Sängern führte, und auch eine fast gleichmäßige Besetzung der Stimmlagen ermöglichte.

Diese Chorgemeinschaft ist eine Singgemeinschaft, da beide Vereine in ihrer Rechtsform weiter bestehen. Diese Chorgemeinschaft hat schon erste Erfolge erzielt und zwar mit einem Konzert, bestehend aus Filmtiteln aus den Jahren 1930 – 1960 , jeweils in Herrensohr und Fischbach und einem Adventskonzert in Herrensohr. Die nächsten Herausforderungen waren das Kirchenkonzert, gemeinsam mit dem Saarknappenchor, am 30. September 2012 in Herrensohr und das Jubiläumskonzert am 13. Oktober in der TuS Halle in Herrensohr.

Einen großen Anteil am Erfolg des Männerchores hat auch die hohe Kontinuität im Bereich der Vorsitzenden und der Chorleiter. So hat der Männerchor seit Wiederbeginn nach dem 2. Weltkrieg bis heute erst den 6. Vorsitzenden und den 4. Chorleiter.

Der Männerchor konnte am 130. Geburtstag stolz auf viele erfolgreiche Auftritte zurückblicken.

Zur Zeit zählt der Männerchor 1882 Herrensohr e.V. 190 Mitglieder. Die Zahl der aktiven Sänger beträgt momentan 24. In der Chorgemeinschaft trägt der MGV Flora Fischbach mit 18 aktiven Sängern zur Gesamtzahl von 42 Sängern bei.